Millionen stehen hinter mir!
Millionen stehen hinter mir!

Es herrscht Große Aufruhr über das das Treffen zwischen Müllermilch-Milliardär Theo Müller und Vollzeit-Faschistin Alice Weidel.
Die bürgerliche Gutmensch-Presse ist schwer schockiert; unsere guten Milliardäre und die AfD? Was haben denn Joghurt-Kapitalisten mit Nazis zu tun?
Das Ganze, inklusive der Empörung des Bürgertums, scheint wie ein großes historisches Déjà-vu.
Um die aktuelle Entwicklung der faschistoiden Kräfte hierzulande verstehen zu können, benötigt es erst einmal ein grundsätzliches Verständnis des Faschismus.
Dimitroffs Faschismustheorie
Georgi Dimitroff (Dimitrow) war von 1935 bis 1943 Generalsekretär der Komintern und anschließend bis ’49 Ministerpräsident Bulgariens.
Dimitroffs bedeutendste Erweiterung des Marxismus war seine Faschismusthese, auch Dimitroff-These genannt, welche er 1935 wie folgt definierte:
„Der Faschismus (…) ist die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals“.
Dimitroff charakterisiert den Faschismus nicht als per-se neues System, sondern als „Ablösung der einen Staatsform der Klassenherrschaft der Bourgeoisie – der bürgerlichen Demokratie – durch eine andere Form – durch die offene terroristische Diktatur (der Bourgeoisie)“.
Wie wir das von den faschistischen Elementen hierzulande kennen, tritt der Faschismus „unter der Maske des Beschützers der beleidigten Nation auf und appelliert an das gekränkte Nationalgefühl“, er „fängt im Interesse der reaktionärsten Kreise der Bourgeoisie die enttäuschten Massen ein, die sich von den alten bürgerlichen Parteien abkehren. Aber er imponiert diesen Massen durch die Heftigkeit seiner Angriffe gegen die bürgerlichen Regierungen, durch seine Unversöhnlichkeit gegenüber den alten Parteien der Bourgeoisie.“
Nach Dimitroff ist der Faschismus also die Reaktion der aggressivsten imperialistischen Kräfte auf Wirtschaftskrisen, Klassenbewusstsein – kurz; die Gefährdung ihrer Kapitalakkumulation – welche sie nicht mehr auf der Grundlage des milden Kapitalismus, der bürgerlichen Demokratie, bewältigen können und somit durch Terror, Chauvinismus und Hass ihr politisches Monopol versichern müssen.
Kapital und Faschismus
Der ehemalige Rechtskanzler der Zentrumspartei, Heinrich Brüning, schrieb ’37 in einem Brief an Churchill:
„Hitlers wirklicher Aufstieg begann erst 1929, als die deutschen Großindustriellen und andere es ablehnten, weiterhin Gelder an eine Menge patriotischer Organisationen auszuschütten, (…) Ihrer Ansicht nach waren diese Organisationen in ihren sozialen Gedanken zu fortschrittlich. Sie waren froh, dass Hitler die Arbeiter radikal entrechten wollte. Die Geldspenden, die sie anderen Organisationen vorenthielten, flossen Hitlers Organisation zu. Das ist natürlich allerorts der übliche Beginn des Faschismus.“
Dimitroffs These bewährte sich spätestens mit Hitlers Rede vor dem Industrie-Club Düsseldorf am 26. Januar 1932, bei welcher Hitler vor gut 500 Großindustriellen, u.a. Fritz Thyssen, Jost Henkel, Albert Vögler – d.h. den wichtigsten Vertretern der deutschen Industrie – seinen Plan für den Aufschwung der deutschen Wirtschaft, inkl. Lebensraum im Osten, jüdischer Zwangsarbeit und Stärkung des deutschen Binnenmarktes vorstellte; „Die Dankesworte, (…) ließen erkennen, dass Hitler allen aus der Seele gesprochen hat.“.
Das deutsche Kapital hat, um seine Kapitalakkumulation zu sichern, den deutschen Faschismus als radikalste Vertretung ihrer Interessen finanziert, gefördert und an die Macht gebracht.
Diese Einschätzung ist keine dogmatische, rein marxistische (‚Es ist nicht meine Schuld, dass die Realität marxistisch ist‘) – sie ist empirisch korrekt und wird mindestens in Teilen von sämtlichen GeschichtswissenschaftlerInnen vertreten.
Gefundenes Fressen
Radikaler Antikommunismus, ein Ende der teuren Russlandsanktionen, weniger Arbeitnehmerschutz und Gewerkschaftseinbindung, ein Ende des Bürgergeldes und etlichen anderen staatlichen Leistungen, weniger Steuern für Spitzenverdiener – wundervoll, der Traum eines jeden Kapitalisten – und dass alles unter dem Deckmantel des rechtsextremistisch völkischen Ausländerhasses – bedeutet auch weniger Sozialausgaben.
Vor allem verhindert dieser Deckmantel aber die Möglichkeit, das Volk würde anfangen nach oben zu schauen, anstatt nach unten zu treten.
Die Faschisten lieben die Kapitalisten, fast so sehr wie die Kapitalisten die Faschisten lieben – eine Hand wäscht die andere.