Appelle fokussieren
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„Wir dürfen niemals aufhören zu erklären. Wir wissen, dass die Menschen, wenn sie uns verstehen, nicht anders können, als uns zu folgen“.
Der Marxismus ist sehr vieles; er hat viele Formen, Ausdrucksweisen und Kontroversen, viele Strömungen und Reibungspunkte – aber er ist vor allem eins: Eine Wissenschaft.
Methodologie, Falsifizierbarkeit, subjekt-entledigung – alle wissenschaftlichen Kriterien (zumindest nach Popper) sind im Marxismus gegeben.
Warum erzähle ich das? Ich gehe ja davon aus, dass der Großteil der LeserInnen bereits MarxistInnen sind.
Ich möchte an der These der wissenschaftlichen Natur des Marxismus veranschaulichen, warum es für die Erklärung und das Näherbringen eben des Marxismus notwendig ist, dem Gegenüber klar subjektiv zu begegnen.
Man stelle sich folgendes vor:
Ein Mann und eine Frau stehen in einem vollen Bus und unterhalten sich über die Physik.
Der Mann weiß rein Garnichts über Physik, er zweifelt gar an dem Konzept; Gesetzmäßigkeiten zur Erklärung der Natur, das ist ihm vollkommen fremd.
So redet die Frau auf ihn ein und versucht ihm, die Grundsätze der Physik zu erklären: Starke Wechselwirkung, schwache Wechselwirkung, elektromagnetische Wechselwirkung und die Gravitation.
Das Ganze ist dem Herrn zu kompliziert, er ist nun mal auf dem Weg zur Arbeit und hat keinen Nerv, über solch komplexe Sachverhalte nachzudenken.
Nun kommt der Bus zu einem abrupten Halt, der Mann stürzt beinahe und ruft frustriert aus.
Die Frau bemerkt seinen Frust, wittert jedoch einen Moment, um ihm die Physik situativ nahe zu bringen.
Anhand dieses Frustes, über den abrupten Stopp, ist das Interesse des Mannes, zu erfahren warum er denn fast stürzte, höher als zuvor.
Die Gravitation war ihm in diesem Moment fremd, die Frau griff jedoch nach dem situativen Interesse nach dem „Warum?“ und erkläre dem Herren Newtons zweites Gesetz, welches sein Interesse an der Physik weckt.
Wie auch die Physik, ist der Marxismus eine unheimlich komplexe Wissenschaft, welche ihre Ursprünge vor hunderten, wenn man bei den Proto-Idealisten beginnen will, gar vor tausenden von Jahren ihren Ursprung findet.
Anders als die Physik, hat der Marxismus auch ein enormes Stigma gegen sich; er gilt eben im bürgerlichen Bewusstsein nicht als Wissenschaft, sondern als Ideologie, als längst verschollen.
Für MarxistInnen, ist es also von größter Wichtigkeit, situativ und individuell die Anhaltspunkte für den Marxismus herauszufinden und zu erklären.
Als Beispiel die Situation in Palästina:
Die Solidarität bezüglich des palästinensischen Leid ist enorm; so enorm, dass selbst sonst bürgerlich Denkende an Protesten, zumindest aber gedanklichem Protest, teilhaben.
Hier ist Nährboden für marxistische Analyse, hier muss aus dem Frust heraus erklärt werden, welche Ursachen dieser Konflikt hat.
Der Großteil der Menschen in diesem Land ist nach Umfragen nicht einverstanden mit der Vorgehensweise Israels in Gaza, die arabische Bevölkerung noch um einiges mehr.
Im Gespräch hört man dann häufig, dass dem Gegenüber bewusst ist, dass Israel von westlichen Staaten unterstützt wird – hier muss zugeschnappt werden! „Warum denkst du unterstützen diese Staaten Israel?“, von da aus läuft es.
Propaganda
Der Sozialismus hat in seiner Geschichte unheimliche Erfolge erzielen können; diese gilt es zu instrumentalisieren.
Ist beispielsweise, wie so häufig, ein Ressentiment gegenüber dem Sozialismus zu spüren, da dieser ja nur in der Theorie funktionieren würde, kann dieses mit einer gezielten Statistik ins Bröckeln kommen.
Der Antikommunismus ist auf Sand gebaut, er ist ein Getriebe, in das es Sand zu streuen gilt.
Dieses fragile propagandistische Konstrukt kann mit einer einzigen guten Statistik ins Schwanken kommen; China hat 800 Millionen aus der absoluten Armut befreit, als Beispiel.
Aber auch hier gilt; situativ entscheiden.
Je nach Abstammung, Religion, Geschlecht, familiärem Hintergrund oder Lebenssituation haben verschiedene Arten der Propaganda, verschiedene Statistiken, mehr halt als andere.
Im Sinne der Propaganda ist es auch wichtig, die Unwissenheit über den Marxismus zu beleuchten, die simple Frage nach der Definition des Sozialismus bringt Menschen schon ins Grübeln, an den Bruch mit dem Alltagswissen.