Positiver Antisemitismus
Positiver Antisemitismus
Deutsche Banken frieren wieder jüdisches Geld ein, Jüd:innen wird wieder das Wort verboten.
Zum “Positiven” Antisemitismus und der Gleichstellung von Zionismus und Judentum.

Bekennung zu palästinensischem Widerstand, auch nicht-Hamas Widerstand, ist fortan oftmals konsequent antisemitisch, sogar rechtlich.
Durch Paragraf 130 sowie Paragraf 140 „Billigung von Straftaten“, wurden seit dem 07. Oktober etliche Demonstrierende verhaftet, zusammengeschlagen und verletzt, dazu reicht oft ein einziger Satz.
„From the River to the sea, Palestine will be free”
In Bayern soll die Parole künftig zu Ermittlungen „wegen des Verwendens von Kennzeichen terroristischer Organisationen“ führen können: „Einer der wichtigsten Slogans der weltweiten propalästinensischen Demonstrationen könnte somit in Deutschland künftig als Straftat gewertet und ähnlich scharf verfolgt werden wie bislang das Hakenkreuz oder andere nazistische Symbole.“
Diese Parole, welche von besonderer Wichtigkeit ist, da es zweifelsohne die am häufigsten benutzte Palästina-bezogene Parole ist, sei antisemitisch, da auf dem Gebiet zwischen dem Jordan („River“) und dem Mittelmeer („Sea“) neben Gaza und dem Westjordanland auch Israel seinen Platz findet.
Die Parole würde insofern Israel sein Existenzrecht aberkennen.
Ironischerweise nutzt die Likud-Partei, mit Vorsitzendem Netanjahu, eine negierte Abwandlung der Parole („between the Sea and the Jordan there will only be Israeli sovereignty“) in ihrem Gründungsdokument.
Durch die Kriminalisierung vieler Aspekte der Palästina-Solidarität als „Antisemtisch“, übernimmt Deutschland den Anspruch des Staates Israel, das gesamte jüdische Volk zu repräsentieren.
Der deutsche Staat unterschreibt den Anspruch auf gesamtjüdische Repräsentanz so weit, dass Olaf Scholz Israel und dessen Sicherheit als „Deutsche Staatsräson“ versteht.
Dieser selbst-negierende Kampf gegen Antisemitismus geht so weit, dass Ziel und Folge dieses Kampfes teils vollkommen widersprüchlich sind:
Jüdische Aktivist:innen, die sich für ein „freies Palästina“ einsetzen, erleben Verhaftungen aufgrund von „Antisemitismus“.
Die „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ (Jüdische Stimme) beispielsweise; die größte jüdische antizionistische Organisation in Deutschland, schreibt infolge mehrerer Verhaftungen nach Palästina-Kundgebungen folgendes:
„(…) Die Gleichsetzung von Judentum und Zionismus (ist) der wahre Antisemitismus, ganz zu schweigen von der Instrumentalisierung der jüdischen Identität, um die israelische Besetzung, die ethnische Säuberung und den Völkermord an den Palästinensern zu rechtfertigen. (…)
Wenn du neugierig bist, wie echter Antisemitismus aussieht? Dann schau dir den Umgang des deutschen Staates, der Polizei und der Medien mit jüdischen Menschen in Berlin im Jahr 2024 an. Bis heute rühmt sich Deutschland mit dem besten und hochwertigsten Antisemitismus, den die Welt zu bieten hat, und verschleiert ihn durch seine leeren, bedeutungslosen Erzählungen über Erinnerungskultur und Sühne.“
Diese Form der Gleichsetzung des Judentums, einer Jahrtausende alten Identität, welche über Jahrhunderte Qualen gelitten hat, mit einem Staat, welcher eine spezifische, radikale, innerjüdisch kontroverse Interpretation der Religionsausübung vertritt (Zionismus), ist insofern der „Positive“-Antisemitismus.
Er ist das Gegenstück zum „Negativen„-Antisemitismus, welcher sich insb. durch Radikal-islamistische und Rechtsextreme ausdrückt, welche den Staat Israel gerade wegen seines jüdischen Staatscharakters ablehnen.
Aufgrund dessen, dass selbst offen jüdischen Organisationen der Antisemitismus vorgeworfen wird, kann man davon ausgehen, dass der oft falsche Vorwurf des Antisemitismus mit entweder einem fundamentalen Missverständnis, im Sinne der Gleichstellung von Zionismus und Judentum, oder aktiver Kriminalisierung von Israelkritik zusammenhängt.
Dieser Positive-Antisemitismus, d.h. die Gleichstellung von Judentum und Zionismus zur Instrumentalisierung insb. der deutschen Geschichte, geht so weit, das am 27. März diesen Jahres, die Sparkasse dem pro-palästinensischem jüdischen Verein, jüdische Stimme, das Konto sperrte.
Knapp 79 Jahre nach dem Ende des deutschen Faschismus, sperren deutsche Finanzinstitute wieder jüdisches Geld, in selbst-negierender Manier zur „Antisemitismus-Bekämpfung“.
Zur Entsperrung des Kontos, ist die jüdische Stimme aufgefordert worden, Unterlagen über u.a. die Namen und Anschriften der Organisationsmitglieder vorzulegen.
„Die Mitgliederliste mit Namen und Anschriften zu verlangen sei nicht nur ohne Rechtsgrund, sondern auch moralisch für eine deutsche Bank völlig unverständlich. Ich glaube, dass versucht wird, politisch auf die Sparkasse Einfluss zu nehmen, anders kann ich mir das nicht erklären“ meint Rechtsanwalt Ahmed Abed im Gespräch mit der Jungen Welt.
Der Imperativ des „Kampfes gegen Antisemitismus“ bei der bedingungslosen Unterstützung Israels seitens der BRD, lüftet seinen Schleier offensichtlicher denn je; um die Sünden Deutschlands reinzuwaschen, wird wieder jüdisches Geld eingefroren.
Der Widerspruch, der sich im bürgerlichen Positiven-Antisemitismus ausdrückt, beleuchtet die geopolitischen Kapitalinteressen, welche auch Deutschland in Palästina verfolgt, mehr denn je.