Klette fürs Hufeisen
Klette fürs Hufeisen

Daniela Klette, Ex-Mitglied der „3. Generation“ der Roten Armee Fraktion, sitzt in U-Haft.
Nach über 30 Jahren im Untergrund, gelang es dem Staat, Klette in einer Wohnung in Kreuzberg zu fassen.
Die letzte rein politische Aktion, die Klette vorgeworfen wird, war der Sprengstoffangriff auf die JVA Weiterstadt, welcher einen reinen Sachschaden von 95 Millionen Euro verursachte.
Ihre politisch militante Karriere bestand ausschließlich aus Angriffen auf Eigentum mit politischem Wert, u.a. durch Schüsse auf die amerikanische Botschaft in Bonn 1991.
Seitdem, insbesondere nach der offiziellen Auflösung der RAF 1998, beteiligte sich Klette an mehreren Raubüberfällen ohne direkte politische Intention, sondern zum Zweck der Existenzsicherung im Untergrund.
U.a. der Überfall auf einen Geldtransporter in Duisburg 1999, bei welchem gut 500.000 D-Mark ergattert werden konnten, sowie mehrere Überfälle auf Einkaufsmärkte.
Fatal für ihre Verurteilung, wird wohl der Raubüberfall auf einen Geldtransporter in Groß Mackenstedt 2015, wobei der „Verdacht auf versuchten Mord“ vorliegt, da Klette auf die Seite des Wagens geschossen haben soll, die Kugel blieb im Blech der Tür stecken.
Die politische Dimension der Klette-Situation ist schwer zu übersehen.
Bürgerliche Medien, von Spiegel bis Springer, berichten in Hochtouren über die „RAF-Rentnerin“ (Spiegel) und sind schockiert über die Solidarisierung und „Verniedlichung der Killertruppe“ (Tagesspiegel).
Die drei gesuchten waren Mitglieder der „linksextremistischen Terrororganisation Rote-Armee-Fraktion (RAF), die bis 1991 zahlreiche Anschläge verübte und 34 Menschen tötete.“ Schreibt die Bild, wobei die Informationen nicht einmal stimmen.
Die Inhaftierung Klettes‘ macht die RAF, 51 Jahre nach Gründung und 26 Jahre nach Auflösung wieder zum politischen Objekt.
Faeser und co. Nutzen die Chance, den „Linksextremismus“ schön wieder an die Seite des Islamismus und Faschismus zu rücken:
Das durch Hanau, Halle, hunderte Brandanschläge und Tote, Reichsbürger sowie Normalmachung von bürgerlichem Faschismus bröckelnde Hufeisen wird mit aller Kraft der bürgerlichen Presse wieder hergerichtet; denn die RAF gab es ja auch mal.
Das System, das in diesen 30 Jahren Untergrund von Klette, für hunderttausende Tote verantwortlich war, etliche Kriege geführt und Völkermorde entschuldigt hat, projiziert all seine Schande auf die „RAF-Rentnerin“.
Die Klette hat nämlich gestohlen; Geldtransporter sind was anderes als irakisches Gold, palästinensisches Öl oder korrumpierte Steuergelder, weil die Klette greifbar und gegen das System ist.
Die Inhaftierung Klettes‘ hat den Doppelcharakter, dass sie zum einen für den Wideraufbau des angeschlagenen Links-Rechts Hufeisendenkens instrumentalisiert werden kann, sowie zum anderen dem Antikommunismus dient.
Die Taktik der RAF ist klar zu kritisieren und als Abenteurertum abzulehnen, nicht jedoch viele der Analysen – und das ist das Problem für den bürgerlichen Staat.
Derzeit sind rund 700 Nazis in Deutschland per Haftbefehl gesucht; viele von ihnen militant, gewaltbereit und bereits verurteilt.
Wo ist hier das Umkrempeln ganzer Stadtviertel? Wo ist die Anzeige in jeder Bildzeitung? Wo die Fahndungsposter?
Viele Analysen und Kritiken der RAF, nicht zuletzt auch zum Anliegen Palästina, finden in dem aktuellen Zustand des herrschenden Systems gefundenes Fressen.
Wir wissen, wie hoch die Palästina-Solidarität in Deutschland ist, die Ablehnung des Systems und dessen Vorgehensweisen ist wohl höher denn jemals zuvor.
Klette kann also wunderbar für die Diskreditierung der einzelnen Alternative, Sozialismus, instrumentalisiert werden, denn; Linksextremismus ist ja auch gefährlich, siehe Daniela Klette.