Teil 2: Indien, Pakistan, Kaschmir (1885 bis 1977)
Teil 2: Indien, Pakistan, Kaschmir (1885 bis 1977)

Teilung Indiens
1906 entstand die „Muslimliga“ als Gegenstück zum hinduistisch dominierten indischen Nationalkongress, der seit 1885 für die Unabhängigkeit Indiens von britischer Kolonialherrschaft kämpfte.
Als Kompromisse mit dem indischen Nationalkongress scheiterten, entwickelte sich ab den 1930er Jahren eine „Zwei-Nationen-Theorie“, mit der der Führer der Muslimliga, Ali Jinnah, die Mehrheit der indischen Muslime für die Kreation eines separaten, islamischen Staates überzeugen konnte.
Die Unabhängigkeitsbewegung der indischen Muslime bildete eine temporäre Einheit zwischen der westlich orientierten muslimischen Mittelschicht, den Großgrundbesitzern, der Landbevölkerung und dem sich entwickelnden Proletariat – so entschloss die Muslimliga 1940 mit der Lahore-Resolution (nicht zu verwechseln mit dem Vertrag von Lahore, siehe Teil 1) die Kreation einer separaten muslimischen Nation – ein „Land der Reinen“, auf urdu „Pakistan“. [1]
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Großbritannien so verschuldet, dass die weitere Verwaltung Indiens als zu kostspielig erschien.
Gerade im Angesicht der menschengemachten Hungersnot in Bengalen, bei der die britische Kolonialregierung ca. 3 Millionen Bengalen verhungern ließ, schien der Wiederaufbau Indiens zur weiteren kolonialen Ausbeutung nicht profitabel.
Besonders, weil die indische (bzw. muslimische) Unabhängigkeitsbewegung auf ein Maß gewachsen war, das für die indische Kolonialregierung die weitere Verwaltung Indiens unmöglich machte.
Die Muslimliga war zu diesem Zeitpunkt auf über 20 Millionen Mitglieder angewachsen.
So trieb der letzte britische Vizekönig Lord Mountbatten die Teilung Indiens in wenigen Monaten durch, um die auslaufende koloniale Verantwortung über die religiösen und ethnischen Spannungen an die Konfliktparteien abzugeben:
Die Fürsten der semi-autonomen Einzelstaaten sollten nach der Unabhängigkeit Indiens 1947 selbst entscheiden können, ob sie sich Indien, Pakistan oder keinem der beiden neuen Staaten anschließen wollten.
„Nie zuvor haben so viele Menschen die Freiheit errungen wie um Mitternacht vom 14. auf den 15. August 1947: Der indische Subkontinent schüttelte die britische Kolonialherrschaft ab – und versank im Blutrausch.“ (Cay Rademacher)
Die Teilung Indiens führte zu einer der größten Flucht- und Gewaltwellen des 20. Jahrhunderts.
Im Zuge der Aufteilung kam es zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen Hindus, Muslimen und Sikhs, die zum Tod von mehreren hunderttausend Menschen führten; manche Schätzungen sprechen sogar von bis zu einer Million Opfern.
Etwa 14,5 Millionen Menschen wurden unmittelbar nach der Teilung vertrieben oder mussten fliehen, insgesamt waren rund 20 Millionen Menschen von Umsiedlung, Deportation oder Vertreibung betroffen.
Entlang der neuen Grenzen kam es zu Massakern, Vergewaltigungen, Entführungen und Zwangsehen; hunderttausende Frauen wurden Opfer sexualisierter Gewalt.
„Die blutige Hypothek, mit der die britische Kolonialmacht Indien am 15. August 1947 in die Unabhängigkeit entließ, war die Teilung des Subkontinents entlang religiöser Mehrheiten“ (Barbara Wahlster)
Gerade die sexualisierte Gewalt während den Teilungs-Unruhen ist erschreckend: „Es gab eine enorme Menge an sexueller Gewalt, einige von ihnen wurden die Brüste abgeschnitten, einige wurden nackt zur Schau gestellt (…) Schätzungen zufolge wurden etwa 100.000 Frauen vergewaltigt, entführt und zwangsverheiratet. “ (Urvashi Butalia)
Hierbei ist es entgegen heutiger indischer Geschichtsschreibung falsch, Hindus (so wie Sikhs und Muslime), mehr als andere, als Opfer (oder Täter) zu beschreiben:
„Es gibt keinen Aggressor und kein Opfer; Hindus, Muslime oder Sikhs, alle waren gleichermaßen gewalttätig zueinander.“ (Urvashi Butalia) [7]
Eine Schuld ist jedoch explizit und klar zu nennen; „„Hätten die Briten nicht hundert Jahre damit verbracht, ein Gefühl der Getrenntheit und Verschiedenheit zu schaffen, hätten sie nicht versucht, die nationale Bewegung entlang religiöser Gemeinschaften statt entlang ideologischer Linien zu spalten und zu fördern, und hätten sie damit nicht direkt zu den Schrecken der Teilung beigetragen, dann müssten wir nicht noch Jahrzehnte später mit ihrem tragischen Erbe leben.“ (Dr. Shari Tharor) [7]
Kaschmir-Kriege und Völkermord
So stand auch der Mehrheitsmuslimische Fürstenstaat Jammu und Kaschmir 1947 vor der Entscheidung, ob er sich Indien oder Pakistan anschließen wolle.
Die Muslimliga beanspruchte Kaschmir auf Grundlage der muslimischen Bevölkerungsmehrheit für Pakistan, während die kaschmirische „Jammu & Kaschmir National Conference“ (JKNC) sich gegen einen Anschluss an Pakistan aussprach als Teil Indiens verbleiben wollte.
Die politische Unsicherheit führte zu wachsender Unruhe im Kaschmirtal.
Muslimische Bauern und städtische Arbeiterschichten, die jahrzehntelang unter der Dogra-Herrschaft gelitten hatten, sahen in einem Anschluss an Pakistan die Aussicht auf soziale und politische Emanzipation.
Gleichzeitig fürchteten viele Hindus und Buddhisten in Jammu und Ladakh, durch einen Anschluss an Pakistan zur nationalen Minderheit zu werden.
Hindunationalisten, u.a. der RSS (heute der BJP nahestehend), begannen in Kooperation mit dem Maharaja Hari Singh, Pogrome gegen die muslimische Bevölkerung Jammus anzuführen, um die Demografie zugunsten einer Hindu-Mehrheit zu wandeln.
Unter Beteiligung der indischen Armee massakrierten sie zwischen Oktober und November 1947 zwischen 100.000 und 200.000 Muslime in Jammu:
„Der Maharaja zielte gezielt auf die Muslime von Jammu ab und tötete sie aus dem offensichtlichen Grund, dass die in Jammu ansässige Muslimische Konferenz (MC) bedeutende Schritte gegen Maharaja Hari Singh unternahm. (…)
Erstens verabschiedete der Generalrat der Muslimischen Konferenz am 19. Juli 1947 eine Resolution zur Zugehörigkeit des Fürstenstaates Kaschmir zu Pakistan.
Zweitens erhoben sich die Muslime von Jammu, insbesondere aus den westlichen Distrikten Mirpur, Poonch und Kotli, gegen die Truppen des Maharaja und starteten einen weit verbreiteten und populären Aufstand, um sich von der tyrannischen und despotischen Herrschaft von Maharaja Hari Singh zu befreien.” [2]
Nach den Richtlinien des römischen Status waren die systematischen Massaker in Jammu ein Völkermord – „Völkermord“ war jedoch bis ins Folgejahr (UN-Völkermordkonvention, 1948) kein völkerrechtlich definierter Begriff, weshalb sowohl die indische Zentralregierung als auch die Beteiligten der hindunationalistischen Bewegungen nie zur internationalen Rechenschaft gezogen wurden.
Die Situation eskalierte weiter, als am 22. Oktober 1947 bewaffnete Stammeskämpfer aus Pakistan, in Solidarität mit der massakrierten Bevölkerung in Jammu und mit stiller Unterstützung der pakistanischen Regierung, in Kaschmir einfielen, um den Anschluss an Pakistan zu erzwingen und die Herrschaft des Maharajas zu beenden.
Angesichts der Bedrohung bat Hari Singh die indische Regierung um militärische Hilfe.
Indien erklärte sich bereit, Truppen zu entsenden, verlangte jedoch als Bedingung die Unterzeichnung des „Instrument of Accession“, mit dem Kaschmir formell an Indien angegliedert wurde.
Indische Truppen wurden eingeflogen und begannen, die pakistanischen „Invasoren“ zurückzudrängen.
Folge war der erste Indisch-Pakistanische Krieg um Kaschmir, der 1949 mit einem von den Vereinten Nationen vermittelten Waffenstillstand endete und ca. 4.000 Tote Soldaten und Zivilisten forderte.
Die folgende UN-Resolution 47 sah vor, dass Pakistan als Angreifer seine Truppen vollständig abziehen und Indien seine Truppen auf ein Minimum beschränken sollte – danach sollte unter Aufsicht der Vereinten Nationen eine Volksabstimmung stattfinden, mit der die Bewohner Kaschmirs selbst entscheiden sollten, ob sie Indien oder Pakistan angehören wollen (Dixon-Plan).
Indien bestand darauf, die Reihenfolge der Truppenabzüge beizubehalten, wobei Pakistan entgegen dem Vertrag darauf bestand, Indien solle zuerst zur selben Zeit seine Truppen abziehen – so kam es wegen Ungereimtheiten über die Voraussetzungen der Volksabstimmung (und weitaus mehr, wie du im folgenden erfahren wirst) nie zu ihrem Durchlauf.
Insbesondere für Indien hätte der (wahrscheinliche) Verlust der Volksabstimmung bedeutet, in anderen indischen Regionen die Stärkung örtlicher Separatismusbewegungen zu riskieren (bspw. der Khalistan-Bewegung in Punjab).
Für Pakistan hätte ein (unwarscheinlicher) Verlust der Volksabstimmung bedeutet, womöglich wirtschaftliche- und militärische Unterstützung des Westens, insbesondere der USA, zu verlieren.
Indiens Annäherung an die Sowjetunion bedeutete für den Westen, Pakistan im Sinne der eigenen Interessen zu unterstützen – ein Verlust des Anspruchs auf Kaschmir hätte für Pakistan massive Legitimationsverluste bedeutet.
So war 1947 die Mehrheit der Bevölkerung Kaschmirs zwar muslimisch (77%) und in steigender Ablehnung gegenüber dem hinduistischen Maharadscha Hari Singh, jedoch, u.a. durch den einflussreichen politischen Führer Sheikh Mohammed Abdullah, der bereits in der Mitte der 40er Jahre hunderttausende Anhänger für ein autonomes, sozialistisches Kaschmir gewinnen konnte, nicht zwingend zugunsten eines Beitritts zu Pakistan gestimmt – sondern für eine vollständige Autonomie Kaschmirs.
Der größere Teil, der nach der Teilung unter indischer Verwaltung blieb, war der Staat Jammu und Kashmir.
Dieser setzte sich aus drei Hauptregionen zusammen: dem Kaschmir-Tal, Jammu und Ladakh.
Das Kaschmir-Tal war im Wesentlichen muslimisch, mit einer großen Mehrheit von Kaschmiris, die eine eigene Kultur und Sprache hatten.
In den Städten wie Srinagar lebten jedoch auch kleinere Gemeinschaften von Hindus und Sikhs.
Im südlicher gelegenen Jammu war die Mehrheit der Bevölkerung hinduistisch, insbesondere die Dogra-Hindus, die den Großteil der Land- und Kapitalbesitzenden Klasse ausmachten.
Ladakh im Norden hatte eine geringere Bevölkerungsdichte und war überwiegend buddhistisch, mit einer kleineren muslimischen Minderheit in einigen Teilen.
Der kleinere, pakistanische Teil bestand aus Azad Kashmir und Gilgit-Baltistan.
Azad Kashmir war größtenteils muslimisch, mit einer sozialen Zusammensetzung, die den muslimischen Kaschmiris im indischen Teil ähnlich war.
Es gab allerdings auch hier kleinere hinduistische Gemeinschaften, die nach der Partition weitgehend in Indien siedelten.
Gilgit-Baltistan, im nördlichsten Teil, war ethnisch am vielfältigsten – die Region beherbergte die Shina, Baltis und Gilgiti, von denen viele dem schiitischen Islam angehörten, was sie religiös von der sunnitischen Mehrheit im restlichen Kaschmir unterschied – Auch in Gilgit-Baltistan lebten kleinere buddhistische und christliche Minderheiten.
Nach der Teilung wurde Artikel 370 in die indische Verfassung aufgenommen, um dem Staat Jammu und Kaschmir gemäß der Beitrittsurkunde einen besonderen Autonomiestatus zu verleihen.
In diesem Artikel wurde festgelegt, dass der Staat der Anwendung von Gesetzen durch das indische Parlament zustimmen muss, mit Ausnahme derjenigen, die sich auf die Bereiche Kommunikation, Verteidigung und auswärtige Angelegenheiten beziehen.
Sheikh Abdullah
„1947 war die National Conference eine massenpolitische Partei mit einer linken Ausrichtung, jedoch nicht strikt links, sondern eher linksorientiert. Der Grund dafür war, dass alle marxistischen und leninistischen Gruppen in der National Conference vertreten waren. Sie hielten Sheikh Abdullah für eine progressive und linksdenkende Person und glaubten, dass sie ihm helfen könnten, den sektiererischen Politikansatz zu vermeiden, den Pakistan aufzwingen wollte. Sie setzten ihre Hoffnungen auf Sheikh Abdullah. Es gab keine separate linke Partei, die Einfluss auf die Massen hatte. Dennoch folgte die NC der Linie Indiens. Sie hatten keine internationale Persönlichkeit, zu der sie sich an den Vereinten Nationen wenden konnten.“ (Hamid Bashani [4])
Bereits zwischen 1947 und 1953 fungierte der „Löwe von Kaschmir“ Sheikh Mohammed Abdullah als Regierungschef Kaschmirs, wurde jedoch von der indischen Herrschaft 1953 erst verbannt und 1964 inhaftiert, weil er sich als Regierungschef gegen die völlige Angliederung Kaschmirs an Indien widersetzte.
Im Anschluss an den Befreiungskrieg Bangladeschs 1971 und den Indien-Pakistan-Krieg 1972 wechselte der politische Status-Quo in Kaschmir von der Durchführung einer Volksabstimmung als politische Priorität zu weitgefächerten politischen Anliegen durch die Entstehung etlicher neuer politischer Parteien.
Die Schwächung Pakistans durch die Autonomie Ost-Pakistans als Bangladesch und den Verlust im Krieg gegen Indien verschob das Kräfteverhältnis zwischen Pakistan und Indien auf eine Weise, dass es für Kaschmir vorerst de-facto keine Alternative gab, als der indischen Zentralregierung unter Indira Gandhi Zugeständnisse zu machen.
Abdullahs Partei, die „All Jammu and Kaschmir Plebiscite Front“ dessen Inhalt bisher die Durchführung einer Volksabstimmung (Plebiscite) war, wurde im Laufe des India-Sheikh Accords zwischen Abdullah und Indien zur „Jammu & Kaschmir National Conference“ (JKNC) umformiert und der Wunsch nach Volksabstimmung formell fallen gelassen – eine Entscheidung, die ohne Schwächung Pakistans noch einige Jahre zuvor niemals geschehen wäre.
Der Accord formulierte die Konditionen für den Beitritt Jammu und Kaschmirs zu Indien neu. Jammu und Kaschmir galt nun als „konstitutionelle Einheit“ Indiens. Die indische Regierung konnte nun „die wichtigsten Bereiche“ des Bundesstaates kontrollieren, indem sie Gesetze über Aktivitäten erließ, die auf die Ablehnung der indischen Kontrolle über Kaschmir abzielten.
Abdullahs Zugeständnisse gegenüber Indien ermöglichten ihm die Rückkehr als „Chief Minister von Jammu und Kaschmir“ – 1977 wurde er mit einer absoluten Mehrheit wiedergewählt und blieb bis zu seinem Tod 1982 Oberhaupt Jammu und Kaschmirs.
Pakistan betrachtete Sheikh Abdullah und seine Partei anfangs als „langen Arm Nehrus“ (erster Premierminister Indiens) und verweigerte ihm die Anerkennung als legitimen Vertreter Kaschmirs.
In den Vereinten Nationen kritisierte Abdullah die pakistanische Regierung scharf, verglich sie mit Hitler und unterstützte die indische Position.
Mit der Zeit wandelte sich jedoch die Haltung Pakistans. Bei seinem Staatsbesuch im Jahr 1964 wurde er von der Bevölkerung mit großer Begeisterung empfangen und auch von früheren politischen Gegnern wie Chaudhary Ghulam Abbas öffentlich gewürdigt.
Diese Wandlung war vor allem eine Folge der Intensivierung der Spannungen zwischen Indien und China in den frühen 1960er Jahren, was eine Annäherung an Kaschmir wieder produktiver erscheinen ließ.
Von 1953 bis 1964 regierte Bakshi Ghulam Mohammad (JKNC), der seit dem Putsch gegen Abdullah als de-facto Marionette Neu-Delhis im Amt war und als Premierminister von Jammu und Kaschmir fungierte.
Politikwissenschaftler Sumantra Bose fasst seine Amtszeit wie folgt zusammen:
„Die Abfolge der Ereignisse in jenem Jahrzehnt legt nahe, dass ein vertragliches Verhältnis zwischen Bakshi und der indischen Zentralregierung bestand, demzufolge es ihm gestattet war, in Srinagar eine nicht repräsentative, nicht rechenschaftspflichtige Regierung zu führen – im Gegenzug dafür, dass er die ‚Integration‘ von Jammu und Kashmir zu den Bedingungen Neu-Delhis erleichterte.
Das Ergebnis war zweifach: eine schwere Schwächung der Rechtsstaatlichkeit und demokratischer Institutionen in Jammu und Kashmir sowie ein Abbau der Autonomie der Region, der – wie von Artikel 370 verlangt – mit der ‚Zustimmung‘ der dortigen Regierung erfolgte, die im Wesentlichen aus einem zusammengewürfelten Haufen von Klientelpolitikern Neu-Delhis bestand.“
Kurz vor Abdullahs zweiter Amtszeit rief Indira Gandhi den Notstand in ganz Indien aus, offiziell zur Bekämpfung von Unruhen und wirtschaftlichen Problemen.
In Wirklichkeit diente er dazu, die Macht der Zentralregierung zu sichern, die wegen Wahlbetrugs unter enormem Druck der Opposition geraten war.
Für Kaschmir bedeutete der Notstand eine weitere Verschärfung der ohnehin schon prekären politischen Lage.
Die Region, die bereits unter starker Kontrolle aus Neu-Delhi stand, wurde noch stärker überwacht und politisch gegängelt.
Demokratische Prozesse wurden ausgesetzt oder manipuliert, lokale Politiker mussten sich den Anweisungen der Zentralregierung fügen, und etliche Oppositionelle wurden durch Verhaftungen oder Einschüchterungen zum Schweigen gebracht.
Ein Drittel der gut bezahlten Staatsstellen war mit kaschmirischen Pandits (also Hindus) besetzt, während viele junge Muslime kaum Zugang zu Arbeit und öffentlichen Ämtern hatten – diese wirtschaftliche und soziale Benachteiligung der muslimischen Bevölkerungsmehrheit führte zu wachsender Frustration und Radikalisierung.
In dieser angespannten Atmosphäre kam es zu weitreichenden Pogromen gegen die hinduistische Minderheit, die von islamistischem Fanatismus befeuert wurden.
Die Gewalt eskalierte so weit, dass die meisten Hindus aus dem Kaschmirtal fliehen mussten.
Die ohnehin prekären materiellen Bedingungen Kaschmirs wurden durch die verschärfte Unterdrückung der Zentralregierung zu idealen Voraussetzungen für die Entwicklung radikal-islamischer Gruppierungen, die die Befreiung Kaschmirs in einem religiösen Kontext anstrebten.
Die Bevölkerung lebte in einem Klima der Angst, Unsicherheit und politischen Unterdrückung, das durch die repressiven Maßnahmen der Zentralregierung und die zunehmende gesellschaftliche Spaltung weiter verschärft wurde.
[1] https://ijrar.org/papers/IJRAR22A2398.pdf (Übersetzt von Kritikpunkt)
[2] https://pdfs.semanticscholar.org/ce1b/d7b2edc393ad56cb0e11d5e8443aed040322.pdf (S.97, Übersetzt von Kritikpunkt)
[3] Quellen sind diverse Wikipedia-Seiten, u.a. „Zweiter Indisch-Pakistanischer Krieg“ und „Indisch-Chinesischer Grenzkrieg“.
[4] https://www.marxists.org/history/etol/newspape/atc/707.html (Übersetzt von Kritikpunkt)
[5] Sumantra Bose, Kashmir: Roots of Conflict, Paths to Peace (S.68, übersetzt von Kritikpunkt)
[6] Sumantra Bose, Kashmir: Roots of Conflict, Paths to Peace (S.90 ff. Übersetzt von Kritikpunkt)
[7] https://www.youtube.com/watch?v=K0B2qlb8eVI Minute 30 ff., übersetzt von Kritikpunkt